20080104

Staatsgalerie Stuttgart

Da ich ja gerade Urlaub habe, dachte ich mir, dass ich ja mal die Zeit ordentlich nutzen könnte um mich mal wieder ein bisschen kulturell weiterzubilden. So bin ich heute Morgen mit meiner Mama und einer Freundin von ihr zum Kunstgespräch in die Staatsgalerie gegangen. An sich ein ganz nettes Prinzip: man sitzt 1,5 Stunden in einer Gruppe zusammen und diskutiert über ein Kunstwerk, manchmal über zwei die man mit einander vergleicht.
Einziger Nachteil: im Voraus weiss man leider nie, um was für ein Werk es gehen wird. Im Nachhinein völlig nachvollziehbar, denn hätte ich es gewusst, wäre ich heute Morgen nicht gekommen.
Wir sind in den grossen Ausstellungsraum gegangen in welchem gerade ein Werk von Walter de Maria ausgestellt wird. Bei dem Namen hat es da noch nicht bei mir geklingelt, und was das für ein Werk sein würde, wusste ich auch nicht. Das Einzige was uns gesagt wurde war: "Achten Sie bitte auf Ihre Reaktion beim Betreten des Raumes."
Ja danke. Meine war nämlich: "WTF... warum ist der Raum leer!?"
Er war nicht leer. Nur kenne ich diesen Saal eben mit Bilder an den Wänden. Das ist momentan eben nicht der Fall. Die Wände: weiss. Die Decke gestützt durch diese pilzförmigen Sichtbetonpfeiler, den Blicken ausgesetzt wie noch nie zuvor, und in der Mitte des Saals, ihn in der ganzen Länge einnehmend... ein 25m (!) langes Messingrohr mit einem Durchmesser von 15 cm, das ganze auf einem 103cm hohen, weissen Sockel. Das alles sah also aus wie eine Brüstung, hatte auch die richtige Höhe, nur die Kunst in diesem Teil konnte ich nicht so wirklich erkennen (komisch). Der Titel übrigens: "Anfang und Ende der Unendlichkeit - der 25 Meter Stab". Immerhin ein recht paradoxer Titel... der irgendwie interessanter war, wie das Kunstwerk selbst. Irgendwann mal zwischendurch hat es bei mir auch geschnackelt, wer Walter de Maria ist: der Scherzkeks der auch schon in Kassel einen (anscheinend) 1 Kilometer langen Messingstab mit einem Durchmesser von 5cm vertikel in die Erde gerammt hat. Von der Oberfläche aus sieht man also nur ein Ende, wie der Rest aussieht... hm, dazu müsste man ein Maulwurf oder ein Regenwurm sein.
Also, zurück zum Thema: ich habe heute mit anderen Leuten zusammen während 1,5 Stunden einen 25m langen Messingstab interpretiert. Ist das nicht toll? Verrückterweise kam dabei sogar richtig viel raus, nur muss ich mir da immer überlegen, ob sich der Künstler selbst über sein Werk genauso krampfhaft Gedanken gemacht hat wie wir. Ich glaube nicht.
Mein einziger Trost war der, dass ich danach noch ein wenig durch die Staatsgalerie schlendern konnte und wenigstens ein Gemälde von Edward Burne-Jones ausfindig machen konnte.
Faszit des Tages: Moderne und zeitgenössische Kunst ist einfach nicht das, was Kunst mal war...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

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Anonym hat gesagt…

"Moderne und zeitgenössische Kunst ist einfach nicht das, was Kunst mal war..."

wie wahr, wie wahr. grausig, was heute alles als kunst bezeichnet wird. da brauchste nur ne weiße leinwand zu nehmen und n klecks drauf machen (so wie wirs im kindergarten mit wasserfarben gemacht haben) und schon hast du "kunst hergestellt". unfassbar. nur leider bin ich mit meiner kunst deswegen immernoch nicht reich geworden...